Details |
|
Year |
2009 |
Pages |
13 |
Archive No. |
V140554 |
ISBN (eBook) |
978-3-640-50989-8 |
ISBN (Book) |
978-3-640-51011-5 |
File size |
3350 KB |
Language |
German |
Abstract
Es wird angenommen, dass die Stadt Pompeji im I. Jahrhundert unserer Zeitrechnung untergegangen ist und danach über 1500 Jahre unter einer Decke aus vulkanischer Asche und Bimsstein begraben lag, bis im Jahre 1592 Domenico Fontana bei Kanalbauarbeiten einige Inschriften und Marmortafeln entdeckte, die indirekt auf die Lage der antiken Stadt wiesen. In dem vorliegenden Artikel werden die Beweisgründe zugunsten einer anderen Hypothese angeführt, nämlich dass Pompeji erst nach der Fertigstellung des Kanals verschüttet wurde, und dass dieser in einer zwar halbverfallenen, aber noch von vulkanischer Asche freien Stadt gebaut wurde. Der Artikel präsentiert die bisher nur teilweise im Internet publizierten Ergebnisse einer Vor-Ort-Untersuchung des Autors und vertritt seine Meinung, dass die Stadt Pompeji, die im Laufe der letzten 200 Jahren von Archäologen ausgegraben wird, erst 1631 beim Ausbruch des Vesuvs letztendlich untergegangen ist.
Schlüsselwörter: Pompeji, Datierung, Vesuvausbruch, Domenico Fontana
Vorwort
Nach dem angeblichen Ausbruch im Jahre 79 n. Chr. beschreiben verschiedene Quellen bis zu elf Ausbrüchen zwischen 202 und 1140. Aber innerhalb der nächsten 500 Jahre, bis zum Ausbruch im Dezember 1631, gibt es keine glaubwürdigen Beweise über Ausbrüche des Vesuvs. Es sieht so aus, als ob der aktive Vulkan sich mit einer beneidenswerten Regelmäßigkeit bis 1140 meldete, dann aber sich plötzlich für ganze 500 Jahre beruhigt, um Kräfte für den größten Ausbruch aller Zeiten zu sammeln! Seit 1631 hört der Vesuv nicht mehr auf, die Bewohner von Kampanien mit seiner Aktivität bis zum letzten Ausbruch im Jahre 1944 zu stören.
Am 16. Dezember 1631 begann der Ausbruch, und die Bevölkerung der nahe gelegenen Städte und Dörfer lief in Panik Richtung Neapel. Die Asche und die vulkanischen Bomben verschütteten die Umgebung des Vesuvs teilweise über drei Meter hoch. Am nächsten Tag folgten dann die zerstörerischen Ströme der Schlammmassen – der Laharen, die in Richtung Meer flossen. Am 18. Dezember war der Ausbruch zu Ende und am 19. Dezember wurde die Evakuierung der Überlebenden auf dem Meerweg organisiert. Nach verschiedenen Angaben, sind etwa 4.000 bis 18.000 Menschen in Folge dieses Ausbruches ums Leben gekommen.
Auf dem Weg von Neapel nach Süden zu Torre Annunziata, 15 Kilometer von Neapel entfernt, kann man auf der Fassade der Villa Faraone Mennella (Via Nazionale al N. 279) ein Denkmal, das aus zwei Marmorplatten besteht, betrachten. Auf einer davon ist ein lateinisches Epigramm, das den Opfern des Vesuvausbruchs im Jahre 1631 gewidmet ist, zu sehen. In der Liste der vernichteten Städte werden dort neben Resina und Portici auch die Städte Pompeji und Herculaneum erwähnt!
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1. Ein Epigramm für die Opfer des Vesuvausbruchs im Jahre 1631 auf der Fassade der Villa Faraone Mennella.
Die Geschichte dieses Epigramms lässt sich bis ins 17. und 18 Jahrhundert leicht verfolgen. Der französische Reisende Misson besuchte Italien in den Jahren 1687-88 und verfasste ein Buch über seine Reise, in dem ein Kapitel dem Vesuv gewidmet ist. In der Amsterdamer Neuausgabe von 1743 wird der lateinische Text des Epigramms ohne Übersetzung veröffentlicht.[1] Domenico Antonio Parrino hat im Jahre 1700 ein zweibändiges Werk über Neapel und die Umgebung herausgegeben. Darin beschreibt er ausführlich die Küste des Neapolitanischen Golfes, seine Städte und Villen in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Dort fand er auch einen Platz für dieses Epigramm.[2] Ein anonymer Autor (Mussinot?) fügt in seinem Buch «Historische und kritische Beschreibung der unterirdischen Stadt, die am Fuß des Berges Vesuv entdeckt wurde… », herausgegeben in Avignon im Jahre 1748, auf Seite 19 den Text von dem Epigramm ein.[3] Johann Georg Keyßler, ein weiterer Reisender, wurde 1751 auch auf das Epigramm aufmerksam und übernahm dessen Text in sein Buch.[4]
Soll es bedeuten, dass Pompeji und Herculaneum erst nach diesem Dezemberausbruch des Jahres 1631 untergegangen sind?
Pompeji und Herculaneum finden sich auf Landkarten des 15.-16. Jahrhundert, in Büchern zu jener Zeit und Illustrationen zum Vesuvausbruch von 1631. Wobei im Buch "De incendio Vesuvii..." von 1633, Mascolo, der Augenzeuge dieses Ausbruches war, keinen Zweifel daran aufkommen lässt:
«... Alles, was sich auf dem Weg traf wurde von diesem Sturm und dem Wirbel des Feuers ergriffen. Das Vieh und die Herden wurden niedergeschlagen und zu allen Seiten am Rande der Felder auseinander geworfen; Bäume, Hütten, Häuser und Türme wurden niedergeworfen und zerstört. Zwei dieser flammenden Ströme waren am schnellsten. Ein starker Strom hat sich auf Herculaneum, ein anderer auf Pompeji geworfen (die Städte, die früher aus der Asche wieder entstanden, ich weiß nicht, ob sie jetzt zum Leben zurückkehren werden). Gebäude und ganze Häuser wurden samt ihren Fundamenten von diesen Strömen mitgerissen. Sie drangen in Gebäude, Straßen und Tempel ein, wo sie Mütter und Kinder (oh, mein Gott!), die gerade das Tageslicht erblickt hatten, mitrissen… Und über Herculaneum und Pompeji (so nenne ich die sehr alte Stadt, als auch die daneben) werde ich ein wenig später berichten.»[5]
Und Mascolo schreibt weiter:
«Was soll ich über Pompeji sagen? ... Jetzt waren die Einwohner nicht nur vom Brüllen des zweihornigen Vesuvs erschrocken, sondern ohne einen feierlichen Leichenzug unter der Asche beerdigt. Und aus der Stadt Annunziata, wie diese jetzt genannt wird, hat kaum ein Zeuge das Unglück überlebt. Nicht einmal zu Zeiten von Nero gab es solch eine große Not. Sogar nicht wenn Nucerianer und Pompejaner wegen eines zufälligen Streites während einer Theatervorstellung eine blutige Schlägerei, zuerst mit Steinen und später mit Messern, angefangen hatten. Jetzt aber macht Pompeji einen wahrhaftig beklagenswerten Eindruck…»[6]
[...]
[1] Misson, Maximilien. Voyage d'Italie ed. augm. de remarques nouvelles et interessantes / par Maximilien Misson, Amsterdam : Clousier, 1743
[2] Parrino, Domenico Antonio, Napoli Città Nobilissima, Antica e Fedelissima, Esposta a gli Occhi et alla Mente de’ Curiosi, diviso in due Parti - Stamperia del Parrino, Napoli, 1700
[3] Moussinot. Memoire historique et critique sur la ville souterraine decouverte au pied du Mont-Vesuve... A Avignon : chez Alexandre Giroud, 1748
[4] Keyßler, Johann Georg. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 2. Hannover 1751
[5] Masculi (Mascolo), Giovanni Battista. De incendio vesuvi excitato XVLJ. Kal. Ianuar anno trigesimo saeculi decimo septimi, libri X cum chronologia superiorum incendiorum ephemeride ultimi ed. Roncagliolo Secondino, Napoli 1633. - р . 16
[6] Masculi, р . 34 - 36